Seit es Menschen gibt, halten die überlebenden Alten den Stamm und die Familien zusammen. Sie sind Vorbilder, Hüter der Tradition, Geschichtenerzähler. Sie erkennen Zusammenhänge, die den Jungen noch fremd sind. Kinder lauschen den Erzählungen der Großmütter und Großväter, lernen daraus fürs Leben, auf eine tiefere Weise als in der Schule, nicht nur mit dem Verstand, sondern auch mit dem Herzen.
Die Weisheit der Alten lässt uns nie wieder los und begleitet uns, bis wir selbst zu Alten werden.Wenn bald in vielen Ländern die Alten die Mehrheit stellen, dann zeigt dies eines auf: Die Menschheit braucht mehr Denken in Zusammenhängen, um die immer komplexere Welt zu verstehen. Die Wissenschaften haben so viel Detailwissen produziert, dass wir den Überblick verloren haben. Jeder werkelt auf seinem Spezialgebiet dahin, sieht nicht nach links oder rechts. Wir produzieren so viele Güter, dass diese sich gegenseitig im Weg stehen. Niemand ist mehr für irgendetwas verantwortlich, niemand will für die Folgen seines Handelns geradestehen. Mit diesem gespaltenen Denken richten wir die Welt zugrunde.
So wie unbedarfte Kinder, die nur den nächsten Bauklotz sehen, ihn aus einem komplexen Gebilde herausziehen und sich dann wundern, wenn das Bauwerk umfällt. Die elementaristische empirische Wissenschaft lässt nur Detailwissen gelten, weil man systemische Wirkungen so schwer beweisen kann. Damit produziert sie Wissen, nicht aber Weisheit.
Sie steckt in der Sackgasse, denn selbst die Quantenwelt ist unberechenbar und vernetzt.Die Altvorderen aller Kulturen waren nicht so beschränkt und altmodisch, wie sie von der Hybris der Moderne hingestellt werden. Philosophen und Weisheitslehrer dachten ganzheitlich und hatten Antworten, die wir heute wieder hören sollten. Ganzheitswissen kann man nicht beweisen, aber man kann überprüfen, ob es funktioniert. Um die Welt zu retten, brauchen wir eine Fusion von Ganzheits- und Detailwissen, von Vergangenheit und Zukunft, von Herausforderung und Lösung. Es ist eine Illusion zu glauben, dass wir die Zukunft bewältigen können, ohne auf die Erfahrungen der Vergangenheit zurückzugreifen. |
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