Über Kinder gefallener Nationalsozialisten.
Günter Kahowez ist Kriegswaise. Er kannte seinen Vater kaum. Dieser starb, als Günter drei Jahre alt war. Auf dessen wenigen Urlauben von der Front konnte nicht mehr entstehen als eine schemenhafte Erinnerung.
Günter Kahowez wächst mit dem Bewusstsein auf, dass sein Vater als Held in Russland gefallen ist. Alles, was ihm vom Vater blieb, ist dessen Geige. Mit 52 Jahren entdeckt er das vergessene Tagebuch, das sein Vater auf dem Feldzug in Polen und Russland schrieb. Plötzlich sieht er die Bilder, die sein Vater dort fotografierte, mit anderen Augen. Danach ist nichts mehr, wie es war.
Die Geschichte von Günter und Bruno Kahowez ist ein beredtes Beispiel dafür, wie Gefühle und Erfahrungen vom Vater auf den Sohn übertragen werden. Sie veranschaulicht die psychologische Theorie der Symptomübernahme oder der Generationenverschiebung, die ich in meinem Buch „Die Kinder des Tantalus“ dargelegt habe. Die Erkenntnis, dass wir seelisch immer noch das ausbaden, was die Kriegergeneration angerichtet hat, mag uns dabei helfen, der Wahrheit ins Auge zu schauen. Wenn wir spüren, dass die Kinder der Täter ebenso wie die Kinder der Opfer durch Gewalt vergiftet sind, werden wir offen dafür, eine Welt aus Hass und Leid durch Versöhnung zu heilen. |
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